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Geschichtsstation 26: Martinstift

 

Das erste evangelische Alumnat der Rheinprovinz entstand 1885 in Moers. Auswärtige Schüler des Gymnasiums Adolfinum zogen in die beiden klassizistischen Häuser der „Filder Erziehungsanstalt" ein, die fortan den Namen „Martinstift" trug. Dr. Johannes Zahn (1828-1905), Direktor des Adolfinum, hatte sich für die Ansiedlung eines Alumnats in Moers stark gemacht.

Franz Ludwig Zahn, Gemälde des Düsseldrofer Malers Klaus Clausmeyer nach einer Fotografie zum 150. Geburtstag (1948)
Franz Ludwig Zahn, Gemälde des Düsseldrofer Malers Klaus Clausmeyer nach einer Fotografie zum 150. Geburtstag (1948)

Die Geschichte des Martinstifts ist eng verbunden mit der Familie Zahn. 1832 kam der evangelische Pädagoge Franz Ludwig Zahn (1798-1890) mit seiner Frau Anna, geb. Schlatter (1800-1853) von der Elbe an den Niederrhein.

Aus Dresden, wo er Direktor des von Fletcherschen Lehrerseminars war, wurde Zahn, nicht zuletzt durch Empfehlung des Kronprinzen und späteren preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (Regentschaft 1840-1858), als Nachfolger Adolph Diesterwegs (1790-1866) an die Spitze des Moerser Lehrerseminars berufen. Das von ihm verfasste Schulbuch „Biblische Geschichte" wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein in Volksschulen des In- und Auslands verwendet. Zahn war beeinflusst von dem Pädagogen Wilhelm Harnisch (1787-1864), durch den er am Lehrerseminar in Weißenfels an der Saale die Pädagogik Johann Heinrich Pestalozzis (1746-1827) kennen gelernt hatte.

Ab 1832 entwickelte Zahn neben seiner Aufgabe als Seminardirektor eine reiche schriftstellerische und unternehmerische Tätigkeit. Im selben Jahr gründete er den Verlag „Rheinische Schulbuchhandlung", 1835 die „Filder Druckerei". Hinzu kamen drei Zeitschriften, die „Schulchronik" und die „Dorfchronik", schließlich „Der Grafschafter", der als einer der Vorläufer der „Rheinischen Post" gilt. 1837 erwarb Zahn das vor den Toren der Stadt Moers gelegene Gut Fild von der Familie von Essen. 1841 begann der Bau der beiden Unterrichtsgebäude für die Präparandenanstalt, deren Besuch als Vorbereitung für das Studium im Lehrerseminar diente.

Postkarte mit Martinstift als Motiv (ca. 1900)
Postkarte mit Martinstift als Motiv (ca. 1900)

Anhaltende Auseinandersetzungen mit der Schulbürokratie führten 1857 dazu, dass Zahn seinen Abschied als Seminardirektor nahm. Aus der Präparandenanstalt wurde nach 1857 die „Filder Erziehungsanstalt". 1885 verkaufte Franz Volkmar Zahn (1830-1891) die Gebäude an den Moerser Alumnats-Verein, der dort in der Folge das „Martinstift" betrieb und 1890 ein drittes Gebäude errichtete.

Zwischenzeitlich geschlossen, wurde das Stift 1952 wieder eröffnet und 1970 endgültig aufgegeben. 1978 erwarb die Stadt Moers die Gebäude. Heute ist das Martinstift Wirkungsstätte der Moerser Musikschule und des Niederrheinischen Kammerorchesters.