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Wählen & Wühlen.

Besucherin in der Ausstellung vor dem Plakat: Das Frauenrecht
Foto: Bettina Engel-Albustin

Frauen- und Demokratiebewegung am Niederrhein vor 100 Jahren

24. März bis 13. Oktober 2019

"Wo sie das Volk meinen, zählen die Frauen nicht mit." So kritisierte Louise Otto-Peters, die Vorreiterin der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland, die frühen Demokraten. Noch während der Revolution von 1848/49 war das Frauenwahlrecht in der Öffentlichkeit kein Thema gewesen. Zwar beteiligten sich Frauen wie beispielsweise die in Hattingen aufgewachsene Mathilde Franziska Anneke aktiv an Freischärlerzügen, doch die Forderung nach dem Frauenwahlrecht stellte auch die spätere Frauenrechtlerin Anneke 48/49 noch nicht.

Die erste Frau, die auf Reichsebene das Stimmrecht für Frauen öffentlich forderte, war die Schriftstellerin Hedwig Dohm 1873. Doch großen Widerhall fand diese Forderung zunächst nicht. Dies lag mit daran, dass auch für die meisten bürgerlichen Frauen "das rothe Gespenst der Frauenemanzipation" lange Zeit ein Schrecken war. So blieb die Forderung nach dem Frauenwahlrecht lange den "Radikalen" innerhalb der Frauenbewegung vorbehalten. 

"Können wir nicht wählen, so können wir doch wühlen" - so lautete Mitte der 1870er Jahre die Losung sozialdemokratischer Frauen. Obwohl sich selbst in der SPD der Befürworter des Frauenstimmrechts, August Bebel, noch 1875 gegenüber seinen Parteigenossen nicht durchsetzen konnte, das Frauenwahlrecht zur Forderung der Sozialdemokraten zu erheben, unterstützten Frauen die Wahlkämpfe der Männer. Mitglied in politischen Parteien durften Frauen allerdings bis 1908 in den preußischen Gebieten nicht werden. Erst danach konnten auch am Niederrhein erste Frauenwahlrechtsvereine entstehen.

Doch auch zuvor gab es Aktivitäten: 1906 war die Hamburger Frauenrechtlerin Luise Zietz auf einer Agitationstour am Niederrhein unterwegs. Sie sprach u.a. in Mönchengladbach, Viersen, Krefeld, Duisburg, Düsseldorf und Neuss. „Die Zahl der Aufgerüttelten nimmt sichtlich zu“ berichtete beispielsweise Gertrud Kämmerling 1907 über die Frauenbewegung in Mülheim.

"Her mit dem Frauenwahlrecht!": Zum ersten Internationalen Frauentag 1911 forderten Frauen schließlich ihre Rechte lautstark – auch am Niederrhein. Der Wahlrechtskampf ist ein Kampf aufs Ganze, der Sieg eine Frage der Zeit“, prophezeite die Frauenaktivistin und spätere Abgeordnete Lore Agnes auf einer Versammlung in Düsseldorf.  Ein Jahr später zogen 400 Frauen durch die Düsseldorfer Königsallee und brachten „Hochrufe auf das Frauenwahlrecht“ aus. 

Nach der Novemberrevolution und dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches trat am 30. November 1918 das allgemeine Wahlrecht – für Frauen und Männer - ab 20 Jahren in Kraft. Erstmals durften Frauen in Deutschland am 19. Januar 1919 aktiv und passiv wählen. Neuland in mehrfacher Hinsicht: Unabhängig von Stand und Geschlecht durften die Menschen in Deutschland über die politische und gesellschaftliche Entwicklung mitentscheiden.

Die Ausstellung richtete ihren Fokus auf den Niederrhein: Wie standen die Frauen am Niederrhein zur Frauenwahlrechtsfrage? Unter welchen Bedingungen traten Frauen den Kampf um das Wahlrecht an und wie gingen sie mit dem neu erworbenen Recht um?