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Geschichte des Schlosses

Geschichte der Herren von Moers und ihrer Burg

Turmburg um 1200

Reste des Turmstumpfes im Hof des Moerser Schlosses
Reste des Turmstumpfes im Hof des Moerser Schlosses

Aus dem Dunkel der Geschichte tauchten die Herren von Moers im Jahr 1186 auf: Elgerus und Theodericus de Murse unterschrieben als Zeugen eine Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg.
Etwa zur gleichen Zeit dürfte der älteste nachweisbare Teil ihrer Moerser Burg entstanden sein: ein mächtiger quadratischer Wohnturm aus der Zeit um 1200.

Den Grafentitel führten die Erbauer der Moerser Burg erstmals 1226 - Dietrich II. unterzeichnete eine Urkunde als comes. Zur Regel wurde die Führung des Grafentitels aber erst ab Ende des 13. Jahrhunderts unter Dietrich V. von Moers (1295-1346).

Der heute noch im Schlosshof erhaltene 7 mal 7 Meter messende Turmstumpf wurde in den 1950er Jahren von Albert Steeger entdeckt und ausgegraben. Von dem 1,50 Meter mächtigen Mauerwerk ragen heute 1,10 Meter aus dem Boden. Knapp 5 Meter verbergen sich noch unter der Oberfläche. Das Mischmauerwerk beinhaltet auch römische Ziegel, die vermutlich aus Asciburgium, dem ehemaligen Römerlager in Moers-Asberg, stammen. Aus diesem Material bestehen auch die Tuffquader der äußeren Mauerschale.
Bild: Reste des Turmstumpfes im Hof des Moerser Schlosses

Gotische Ringmauerburg um 1300

Graf, Burg und Stadt

Sie wollten es komfortabler haben, die Herren von Moers. Deshalb und um sich besser verteidigen zu können, bauten sie ihre nur aus einem Wohnturm bestehende Burg zu einer Ringmauerburg aus.
Zunächst wurde das Burggelände rund um die Turmburg vier Meter aufgeschüttet. Die Turmburg war damit eingemottet. Umgeben wurde das Burggelände 

  • mit einer mächtigen, 3 Meter starken und 12 Meter hohen Ringmauer, 
  • einem Nordturm, der sich ungefähr an der Stelle des heutigen Eingangsturmes befand, 
  • und einem heute ebenfalls nicht mehr existierender Südwestturm. 

Vielleicht gab es auch noch einen 3. Turm im Osten, seine Existenz ist aber nicht gesichert.
Mit der Ringmauerburg verfügten die Herren von Moers zu Beginn des 14. Jahrhunderts über eine wehrhafte Anlage. Vorbei waren die Zeiten, als man beim Verlassen der Wohnturmburg jedes Wurfgeschoss fürchten musste. In Zeiten blutiger Erbfolgekriege ein wichtiger Schutz. 

Der Ausbau der Moerser Burg hängt mit dem Aufstieg der Herren von Moers zusammen: Als Gefolgsleute der Erzbischöfe von Köln und ab 1287 der Grafen von Kleve hatten die Herren von Moers im 13. Jahrhundert dank ihrer geschickten Heirats- und Bündnispolitik an Einfluss und Reichtum gewonnen. Im Jahr 1300 erhob König Albrecht I. Moers zur Stadt. Damit hatte Dietrich IV. von Moers eine „Residenzstadt“.

Zwingermauer & Schießscharten - 15. Jahrhundert

Heraldisches Reiterportrait Friedrich III
Heraldisches Reiterporträt des Grafen Friedrich III. von Moers
im Wappenbuch des Herolds Toison d´Or. Holzstich des
19. Jahrhunderts nach einer Handschrift von 1431.

Wehren können wollten sich die Grafen von Moers im 15. Jahrhundert. Sie ließen ihre Ringmauerburg mit einer weiteren Schutzmauer umgeben - mit einer Zwingermauer. Den wehrhaften Charakter dieser Anlage verdeutlichen die eingebauten Schießscharten. 

Der Bau der Zwingermauer hing mit der Entwicklung der Waffentechnik zusammen. Im 14. Jahrhundert wurden die Bliden (große Steinschleudern) von den ersten Pulvergeschützen abgelöst. Diese Steinbüchsen waren dünnwandige, aus Stabeisen geschmiedete Rohre. Sie hielten nur geringe Pulvermengen aus. Ihre Reichweite bleib zunächst noch hinter der einer großen Blide zurück. Allerdings waren sie zielgenauer als die Steinschleudern. Doch die Technik entwickelte sich weiter. Im 15. Jahrhundert baute man Kanonen mit lange Rohren. Sie wurden aus Eisen und Bronze mit größeren Wandstärken gegossen. Der Durchschlagkraft solcher Geschütze konnte die Ringmauer der Moerser Burg nicht mehr standhalten. 

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war eine wehrhafte Burg für die Grafen von Moers wichtig. In den vergangenen Jahrzehnten hatten sie weiter an Macht und Einfluss gewonnen und hatten eine führende Stellung im Herzogtum Geldern errungen. Immer noch schwelte aber der Streit mit den benachbarten Grafen von Kleve: Die Grafen von Moers sahen sich nicht mehr als deren Gefolgsleute. Sie erkannten die Lehenshoheit der Klever nicht mehr an.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht befanden sich die Herren von Moers Mitte des 15. Jahrhunderts. Friedrich III. (1418-1448) hatte das Erbe seines Vaters Friedrich II. (1365-1418) als Graf von Moers angetreten. Seine Brüder bekleideten wichtige geistliche Ämter: Heinrich von Moers war Bischof von Münster und Verweser des Bistums Osnabrück. Walram wurde Elekt von Utrecht und Dietrich wurde 1414 Erzbischof von Köln. Damit geboten die Brüder in einem Raum, der von Nordsee bis an die Lippe und von Yssel bis an die hessische Grenze reichte. Dazu kam das Erzstift Köln, das sich von Xanten bis an die Mosel erstreckte.

Zwar besaßen die Herren von Moers schon seit dem 14. Jahrhundert ein Stadthaus in Köln, auf ihrer Moerser Burg fanden aber wichtige Treffen statt. So fand wahrscheinlich hier der Streit zwischen Kurköln und Kleve um Linn ebenso ein Ende wie die Soester Fehde. Die Hochzeit des Junggrafen Vinzenz mit Anna, einer Tochter des Pfalzgrafen Stephan von Bayern, feierte man 1433 auf der Burg. 1437 bestimmte Philipp von Burgund Moers zum Ort für einen Fürstentag.

Ihre daraus entstehenden Platzprobleme lösten die Herren von Moers ökonomisch. Sie ließen den bis zu 7 Meter breiten Zwinger im Westen mit einem Gebäude überbauen. Das Palasgebäude der heutigen Burg entstand.

Ring- und Zwingermauer waren ohnehin längst unnütz. Die "große Kanone" feuerte ihre 48-Kilogramm-Kugeln 1000 m weit und durchschlug Mauern mit Leichtigkeit.

Niedergang der Herren von Moers - 16. Jahrhundert

GMS - Graf Adolf von Neuenahr-Alpen
Graf Adolf von Neuenahr-Alpen

Ein glückloser Streiter war Graf Vinzenz von Moers gewesen. Vinzenz setzte auf Arnold von Egmond, als dieser sich mit den Burgundern um die Herrschaft in Geldern zankte. Egmond unterlag und Vinzenz verlor den größten Teil seines Herrschaftsgebietes sowie seiner Einkünfte.

Hoffnungslos verschuldet trat er 1493 aus "Altersgründen" die Grafschaft Moers an den Mann seiner Enkelin, Wilhelm von Wied, ab. Ihm folgte 1519 sein Schwiegersohn Wilhelm von Neuenahr. Nach dem Tod von Hermann von Neuenahr-Moers gingen die Grafschaft und das Schloss an Adolf von Neuenahr-Moers. Er war der zweite Mann von Heinrichs Schwester Walburgis.

Die Befestigung von Moers konnte der neuen Waffentechnik nicht standhalten. Mühelos hatte der Herzog von Kleve 1510 die Stadt eingenommen, als nach dem Tod des letzten Moerser Grafen Bernhard ein Erbfolgekrieg entbrannt war. Die Herren von Neuenahr-Moers ließen deshalb ihr Schloss mit einem Festungsring italienischer Bauart umgeben. Dieser sollte Kampfhandlungen so weit wie möglich von den eigentlichen Schlossmauern fernhalten. Auch um Teile der Stadt wurden Wälle mit Bastionen angelegt.

Wilhelm von Neuenahr-Moers hatte sich zum neuen protestantischen Glauben bekannt. Sein Schwiegersohn Adolf war Anhänger der Lehren des Reformators Johannes Calvin. Deshalb war es notwendig, die Wehrtechnik zu modernisieren. Denn damit geriet Moers zwischen die Fronten der konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts.

Krieg, Flucht und Besetzung - 1586-1597

Gräfin Walburgis
Gräfin Walburgis von Neuenahr-Moers

Flucht nach Arnheim war der Ausweg, der Gräfin Walburgis von Neuenahr-Moers noch blieb. Ihr Mann Adolf hatte Moers in den Truchsessischen Krieg (1583-1589) verwickelt. Der Kölner Erzbischof und Kurfürst Gebhard Truchsess von Waldburg war zum protestantischen Glauben übergetreten und hatte die Stiftsdame Agnes von Mansfeld geheiratet. Adolf von Neuenahr-Moers hatte zu den eifrigsten Beförderern der Affäre gehört. Adolf wollte erreichen, dass Gebhard trotz seines Konfessionswechsels sein Amt behielt. Damit wäre eine katholische Bastion - das Kölner Erzstift säkularisiert worden.

Dieses Vorhaben rief die stärkste katholische Macht der Zeit auf den Plan: Spanien. Im Sommer 1586 kapitulierte Moers vor den spanischen Angreifern. Walburgis, die letzte Moerser Gräfin, war bereits nach Arnheim geflohen.

1586 bis 1597 besetzten spanische Truppen die Grafschaft und das Moerser Schloss.
 

Befreiung und Zeit der Blüte - 1597-1702

Stadtmodell von Moers aus dem Jahr 1762
Stadtmodell von Moers aus dem Jahr 1762.

Moritz von Oranien war der Mann, auf den die letzte Moerser Gräfin Walburgis ihre Hoffnungen setzte. Ihr zweiter Mann Adolf war 1589 bei einer Pulverexplosion ums Leben gekommen. Da ihre Ehe kinderlos geblieben war, entschied sich Walburgis 1594, Moritz von Oranien, zu ihrem Erben zu ernennen. Er war der Sohn des Statthalters der niederländischen Generalstaaten.

Moritz von Oranien befreite Moers 1597 von der spanischen Besetzung. 1598 kehrte die rechtmäßige Gräfin in das Moerser Schloss zurück. Hier lebte sie bis zu ihrem Tod im Mai 1600.

Moritz von Oranien konnte sein Erbe erst antreten, nachdem er sich erneut gegen spanische Truppen und gegen die Ansprüche des Herzogs von Jülich-Kleve-Berg erfolgreich zur Wehr gesetzt hatte.
Bild: Gemälde aus dem Rittersaal des Moerser Schlosses. Es zeigt die Befreiung der Stadt durch die Oranier. 

Für Moers war das der Beginn einer 100jährigen oranischen Herrschaft und einer Zeit der wirtschaftlichen Blüte. Zwar war das Moerser Schloss nach dem Tod der letzten Gräfin nun keine Fürstenresidenz mehr - die Oranier bestimmten das Schloss zum Amtssitz des Drosten, der die Grafschaft für sie verwaltete - dennoch hat die oranische Zeit Moers wesentlich geprägt.

Durch seinen Festungsbaumeister Simon Stevin ließ Moritz von Oranien Schloss und Stadt zur frühneuzeitlichen Festungsanlage umgestalten. Die sternförmige Graben- und Wallanlage mit vorgeschobenen Festungsinseln (Ravelins oder Lunetten) sind noch im heutigen Stadtbild gut zu erkennen.
 

Von den Oraniern zu den Preußen - 17. und 18. Jahrhundert

Luise Henriette Kurfürstin von Brandenburg
Kurfürstin Luise Henriette

Eier- und Butterdiebe sollen Moerser Bürger die preußischen Soldaten gescholten haben, als diese zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach Moers kamen. Sogar das entblößte Hinterteil sollen einige diesen gezeigt haben. 

Nach 100jähriger oranischer Herrschaft war es offenbar einigen Moersern schwergefallen, sich an die neuen Machtverhältnisse zu gewöhnen.

Nachdem Moritz von Oranien 1625 ohne legitime männliche Nachkommen gestorben war, ging die Grafschaft Moers an seinen Bruder Friedrich Heinrich über. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm II., der schon mit 24 Jahren starb. Nachdem Wilhelm III. von Oranien 1702 kinderlos starb, kam eine Tochter Friedrich Heinrichs ins Spiel: Luise Henriette.

Luise Henriette hatte 1646 Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg geheiratet. Nach dem Tod ihres Bruders und ihres Neffen, sollte nun ihr Sohn die Nachfolge in der Grafschaft Moers antreten: Friedrich I., König in Preußen. 

Friedrich II. ließ 1763 seine niederrheinischen Festungen schleifen. In Moers blieben nur die äußeren Anlagen erhalten. Sie sollten nun nicht mehr vor feindlichen Armeen schützten, sondern vor Hochwasser.
Das Schloss diente im 18. Jahrhundert als „Königliches Amtshaus“ . Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) wurde es zum Lazarett umfunktioniert und befand sich in desolatem Zustand. Seit der Besetzung der Stadt durch die revolutionären Franzosen, die das Schloss wohl wieder für militärische Zwecke nutzten, war es vollends dem Verfall preisgegeben.

Fabrikantenwohnsitz - 19. Jahrhundert

Fabrikant Friedrich Wintgens
Friedrich Wintgens

1813 kaufte der Duisburger Fabrikant Friedrich Wintgens das marode Schloss. In den damals neben dem Schloss gelegenen Kasernengebäuden betrieb er seit 1803 eine Baumwollspinnerei. 1836 beauftragte er vermutlich den Königlich Preußischen Gartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846) mit der Gestaltung des Schlossparks.

Wegen Baufälligkeit ließ Familie Wintgens den östlichen und südlichen Teil der Schlossgebäude abreißen. Das verbleibende Hauptgebäude (Palasgebäude) wurde zu Wohnzwecken umgebaut.Zudem wurden neue Wohnräume angebaut.

Im Schloss wohnte zunächst der Seminardirektor Friedrich Adolf Wilhelm Diesterweg (1790-1866) und später Heinrich Wintgens mit seiner Familie. Er hatte 1860 das gesamte Anwesen übernommen.

Das Schloss wird Museum - 20. Jahrhundert

Erdgeschoss des Museums um 1908
Blick ins Museum um 1908

Auf Initiative von Amtsgerichtsrat Hermann Boschheidgen erwarb die Stadt Moers 1905 das Schloss, in dessen Erdgeschoss 1908 das Grafschafter Museum eröffnet wurde.

Auf Drängen der Nationalsozialisten, die das Grafschafter Museum zu einem regionalen „Haus der Heimat“ ausbauen wollten, wurde das gesamte Schloss, das bis dahin noch Stadtbauamt beherbergte, für das Museum freigemacht. Die nationalsozialistische Konzeption sah unter anderem die Einrichtung eines Raumes der (nationalsozialistischen) Bewegung vor. 
 

Mosaik „Der Altkreis Moers
Das Mosaik "Der Altkreis Moers" von Hein Hoppmann. 

Im Zuge der Neukonzeption wurde auch das Mosaik „Der Altkreis Moers“ von dem Rheinberger Künstler Hein Hoppmann gestaltet, das die Grafschaft aus dem Blickwinkel und in der Ästhetik des Nationalsozialismus zeigt. Obwohl Ende der 1930er Jahre umfangreiche Umbauarbeiten stattfanden, ließen sich die Pläne, ein neuartiges Heimatmuseum einzurichten, offenbar nach Beginn des II. Weltkrieges nicht vollenden. 
Im zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung des Museums auf die Festung Ehrenbreitenstein bei Koblenz ausgelagert. 1950 wurde das Museum in Teilabschnitten, 1953 komplett wiedereröffnet.