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Geschichtsstation 09: Moers zur NS-Zeit

 

Nach dem Ersten Weltkrieg blieb die frühere Grafschaft Moers - gerade auch unter dem Eindruck der ungeliebten belgischen Besatzung bis 1926 - eine Hochburg der „Kaisertreuen". Im bürgerlichen und weiterhin stark ländlich geprägten Moers dominierten „vaterländische Verbände" wie der deutschnationale „Stahlhelm", die die Republik ablehnten. Der noch zu Kaisers Zeiten eingesetzte Bürgermeister wurde durch alle Wahlen bestätigt.

Foto von Richard Buchmann aus Gestapo-Akte (1941)
Foto von Richard Buchmann aus Gestapo-Akte (1941)

Bei der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 stimmten Moers-Mitte, Schwafheim, Kapellen und Repelen-Baerl zu 60-82% für die Hitler-Koalition. Allerdings erwies sich die aufstrebende NSDAP dabei als bereits dreimal so stark wie die hier ursprünglich starke Deutschnationale Volkspartei. Neukirchen-Vluyn, ebenfalls in der alten protestantischen Grafschaft gelegen, hatte bereits seit 1928 den ersten NS-Bürgermeister Preußens. Nur Arbeiterbezirke wie Meerbeck und Hochstraß (NSDAP 24 %) und die katholisch geprägten Gemeinden im Norden des Kreises Moers (Rheinberg 26 %) verhinderten NSDAP-Mehrheiten.

Die NS-Machtübernahme 1933 verlief recht geräuschlos, zu Zwischenfällen kam es lediglich in den Arbeiter- Hochburgen Homberg und Meerbeck. Der Deutschnationale Dr. Fritz Eckert (1877-1944), Bürgermeister seit 1917, blieb im Amt. Geschäftswelt, Mittelstand, Presse („Der Grafschafter"), Rheinpreußen- Chef Heinrich Kost (1890-1978) und Teile der Evangelischen Kirche begrüßten die neuen Machthaber. Nur Landrat Günther van Endert (1884-1958), Mitglied der Zentrumspartei, wurde „auf eigenen Antrag" beurlaubt.

Nach dem Anschluss Österreichs wird der Altmarkt in Platz der Wachau umbenannt (1938)
Nach dem Anschluss Österreichs wird der Altmarkt in Platz der Wachau umbenannt (1938)

1939 feierten 30.000 Menschen begeistert die Einweihung des seit 1936 gebauten kriegswichtigen Rheinpreußen-Treibstoffwerkes zur Kohleverflüssigung in Meerbeck - vier Monate vor Kriegsbeginn. Die ab 1943 zunehmenden Luftangriffe trafen vor allem die Menschen zwischen Treibstoffwerk und Bahnhof. Zuflucht boten die ca. 150 Rundbunker der „Moerser Töpfe". Am 4. März 1945 wurde Moers von US-Truppen befreit. Zu beklagen waren insgesamt 150 Bombenopfer und 975 Gefallene. Im Kreis Moers waren die sechs Rheinbrücken und 50% des Wohn- und Schulraumes zerstört. Die Arbeiterschaft im industrialisierten Süden des Kreises hatte eine harte Unterdrückung erfahren, besonders in den Jahren 1933-1936. Bis 1945 wurden im Kreis mehr als 1.000 Personen verhaftet, mehr als 45 fanden den Tod. Auch starben 182 Moerser Juden und - im ganzen Kreis Moers - mindestens 930 junge Ausländer, zumeist Zwangsarbeiter.

Nach der Befreiung waren es vor allem überlebende Widerständler, die hier als erste Nachkriegsbürgermeister ein demokratisch verfasstes Gemeinwesen mit verankern konnten.