Aufgrund der massiven Anfeindungen und Unterstellungen meinen Mitarbeitenden und dem beauftragten Planungsbüro gegenüber sehe ich mich veranlasst, diesen Weg zu wählen, um Stellung zu beziehen und Falschaussagen richtigzustellen.
Halb- und Unwahrheiten kursieren insbesondere in den sozialen Medien, die in der Aussage gipfeln, dass 100 gesunde Bäume aus Klimagründen und „auf Vorrat“ gefällt werden sollen. Die Fachlichkeit der städtischen wie der externen Planerinnen und Planer wird öffentlich in Abrede gestellt und Mitarbeitende des Rathauses der Lüge bezichtigt. Der Ruf nach einem „unabhängigen Experten“, der die Stadt wieder zur Vernunft bringt, wird laut. Das sich selbst verstärkende Medienkarussell, das vor allem an Klicks und Quote interessiert ist, lässt niemanden kalt, so dass alle getroffenen Entscheidungen einer nochmaligen Prüfung unterzogen wurden.
Um es kurz zu machen: Die Aussage, dass Bäume nur aus Gründen mangelnder Klimaanpassungsfähigkeit gefällt werden sollen, ist sachlich und fachlich falsch. Dieser Aspekt ist einer von insgesamt vier Kriterien, die zum Teil deutlich wichtiger sind, nämlich ob Bäume bereits krank oder geschädigt sind, ob sie in Konkurrenz zu wichtigeren, gesunden Bäumen stehen oder ob ihr Standort mit den Zielen der Gartendenkmalpflege unvereinbar ist. Es ist die Addition dieser Gründe, die der Auswahl zu fällender Bäume zugrunde gelegt wurde. Unstrittig in der allgemeinen Diskussion sollte sein, kranke Bäume mit kurzer Lebenserwartung durch neue Bäume zu ersetzen. Dies wollen wir zügig machen, damit sich eine große Anzahl von Ersatzpflanzungen schnell entwickeln kann und dauerhafte Schäden im Park durch immer wiederkehrende Fällarbeiten mit schwerem Gerät vermieden werden. Bei Bäumen die eng stehen und sich gegenseitig stören wurden zur Auslichtung solche Bäume ausgewählt, die weniger klimaresilient sind als ihre Nachbarn vor Ort. Diese müssen nicht zwangsläufig bereits krank sein. Insofern werden zwar auch vitale Bäume gefällt, aber nur um andere, meist alte und große Exemplare freizustellen und zu bewahren. Und dann gibt es noch das Kriterium der Gartendenkmalpflege, die eine Teilwiederherstellung der historischen Parkanlage zum Ziel hat. Hier gibt es eine geringe Anzahl von Bäumen, die nur aus diesem einen Grund gefällt werden sollen. Dies kann man falsch finden und sich auch gerne fachlich darüber streiten – leider geschah dies in den sozialen Netzwerken oft nicht mit Anstand und Respekt.
In Erinnerung rufen möchte ich die Fragestellung zu Beginn der Planungen vor über einem Jahr: „Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Schlosspark in seiner Eigenschaft als historisches Gartendenkmal auch zukünftig zu erhalten?“ Diese einfache Frage hatten wir uns gestellt angesichts der in den letzten Jahren zunehmenden notwendigen Fällungen allein aus Verkehrssicherungsgründen. Die Antworten darauf sind allerdings sehr komplex, da eine Vielzahl von sich beeinflussenden Themen abgearbeitet werden musste. Daher haben wir ein renommiertes Fachbüro in einem aufwendigen Vergabe- und Auswahlprozess ausgesucht, das thematisch breit aufgestellt ist und u.a. die Bereiche Gartendenkmalpflege, Stadtökologie und Biodiversität abdeckt. Dieses Büro ist insofern unabhängig, da wir ergebnisoffen in den Planungsprozess eingestiegen sind. Darüber hinaus wurden die Enni mit ihrer Erfahrung in der Parkunterhaltung und Verkehrssicherung eingebunden ebenso die Aufsichts- und Fachbehörden wie der Landschaftsverband (Garten- und Bodendenkmalpflege) und die Untere Naturschutzbehörde. Und zu guter Letzt haben die eigenen Mitarbeitenden jeden einzelnen Standort noch einmal ausgiebig geprüft, da niemand leichten Herzens einen Baum fällen lässt. Während eines Jahres mussten von den als geschädigt eingeschätzten Bäumen ca. 20 Stück allein im Rahmen der Verkehrssicherung während der Planungsphase vorzeitig gefällt werden. Das zeigt, dass die Einschätzungen der unterschiedlichen Fachleute zur Vitalität der Bäume Hand und Fuß haben.
Das vorgestellte und beschlossene Ergebnis der erarbeiteten Planung, deren Umsetzung im ersten Schritt mit Fällarbeiten verbunden ist, wird nunmehr grundlegend infrage gestellt, indem einzelne Teilaspekte wie Klimareselienz und Denkmalschutz isoliert betrachtet und auf die Gesamtmaßnahme hochskaliert werden. Der Hauptvorwurf ist, dass nicht ausschließlich die Vitalität bei der Beurteilung der zu fällenden Bäume zugrunde gelegt wurde, sondern das Zusammenspiel verschiedener Kriterien den Ausschlag bei der Auswahl gibt. Dies in der vorhandenen Komplexität mit Breitenwirkung zu vermitteln, ist uns nicht gelungen und diesen Vorwurf müssen wir uns gefallen lassen.
Nicht gefallen lassen müssen weder meine Mitarbeitenden noch die beauftragten Fachplaner, wenn man ihnen Expertise und Fachlichkeit abspricht, weil man mit den Zielen der Planung nicht einverstanden ist. Der von uns beauftragte Landschaftsarchitekt, dessen Büro seit vielen Jahren bundesweit bedeutsame Parkanlagen instand setzt, dabei Preise und Auszeichnungen erhält und u.a. als Hochschullehrer tätig ist, wird im Netz aufgrund seiner vor dem Studium abgeschlossenen handwerklichen Ausbildung als „Staudengärtner“, der keine Ahnung habe, herabgewürdigt. Er wird diffamiert als arroganter Selbstdarsteller, dem die Moerser Verwaltung und Politik auf den Leim gegangen sind, damit er sich verwirklichen kann. Für diese rufschädigenden Postings schäme ich mich gegenüber dem Auftragnehmer der Stadt Moers.
Ebenso wenig kann ich tolerieren, dass meinen Mitarbeitenden mit Nennung ihrer vollen Namen öffentlich unterstellt wird, „zu lügen, dass sich die Balken biegen.“ Diese jeglichen Anstand vermissende Aussage kann ich so nicht stehen lassen und verwehre mich dagegen im Namen der Stadt Moers.
Zu guter Letzt frage ich mich ernsthaft, warum wir lügen sollten, nur um Bäume fällen zu können. Wir haben kein Eigeninteresse oder sonstige niederen Beweggründe, um uns freiwillig einem solchen Shitstorm auszusetzen. Unsere einzige Motivation ist die feste Überzeugung, dass die Maßnahmen notwendig sind, um den Schlosspark vital und anpassungsfähig zu machen, damit auch die uns nachfolgenden Moerserinnen und Moerser Freude an ihm haben können.